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Gewinner der Kategorie "Landwirtschaft" 2019

Über 100 Landwirte haben sich für das Projekt "Blühende Alb" zusammengeschlossen, um gegen das Wildbienensterben vorzugehen. Sie wandeln Teile ihrer Ackerflächen in Blühwiesen um und haben zusammengenommen bereits einen blühenden Landstrich von insgesamt 14 Fußballfelder geschaffen.

MEIN SCHÖNER GARTEN-Autorin Vanessa Engel

06.11.2019 - 13:53 Uhr

Lesezeit: 7 Min.
Projekt Blühende Alb
Foto: Blühende Alb
Inhaltsverzeichnis
Gewinner der Kategorie "Landwirtschaft" 2019

Kurz und knapp

Wir haben in diesem Jahr für das Projekt "Blühende Alb" unsere Ackerflächen nicht nur für die Lebensmittel- und Viehfutterproduktion genutzt, sondern freiwillig einen Teil der Natur in Form von Blühstreifen zur Verfügung gestellt. Wir haben unsere Äcker mit bunten Blühmischungen versehen, miteinander vernetzt und auf einer Fläche von insgesamt nun schon mehr als 14 Fußballfeldern Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge, Käfer, Vögel und viele mehr geschaffen. Dabei ist es sehr wichtig, dass die einzelnen Blühstreifen - also die Lebensräume - miteinander verbunden sind. So können größere Distanzen von den vielen Insekten besser überwunden werden. Der Gemeinschaftssinn und eine Lebensmittelproduktion, die mit dem Wohl der Insekten in Einklang steht, stehen bei uns an erster Stelle.

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Beweggründe & Beschreibung

Wir Landwirte wollen gemeinsam dafür sorgen, dass auf unseren Böden sowohl Naturschutz, Artenvielfalt aber auch Lebensmittelproduktion im Einklang betrieben werden können. Es ist und war schon immer das Ziel von uns Landwirten, dass wir nachhaltig und unsere Böden Generationen übergreifend bewirtschaften. Denn wir bekommen die Böden nur für eine kurze Zeit geliehen und wollen sie unseren Nachfolgern in einem gleichen oder besseren Zustand übergeben.
Allerdings haben wir heutzutage auch Zielkonflikte, unsere Lebensmittel möglichst kostengünstig herzustellen, da wir sonst ausgetauscht werden oder nicht mehr verkaufen können. Dies bereitet oftmals Druck auf die Produktionsweise. Leider ist es so, dass wir das Ende der Kette sind. Es gibt ein paar wenige Einzelhändler, die unsere Produkte verkaufen, dazwischen einen etwas breiteren Handel und dann eben viele von uns Landwirten. Wir bekommen die Preise von oben diktiert, zu denen wir die Lebensmittel herstellen müssen - egal, wie langfristig umweltschonend wir das machen können. Wir haben nur unsere Böden und unsere Tiere, mit welchen wir zu diesen Gegebenheiten produzieren können. Früher war die Dreifelder-Wirtschaft eine bewährte Regel. Dabei wurde eines von drei Feldern aus der Produktion genommen, damit sich der Boden erholen konnte. Heutzutage ist das schwierig, da dieses Drittel kurzfristig keinen Ertrag bringen würde.

Wir versuchen mit dem Projekt "Blühende Alb", wieder eine Nahrungsvielfalt für Insekten zu schaffen, die für uns zwar direkt keinen Nutzen bringen, aber ohne die wir indirekt nicht leben können. Leider wird das bisher nicht in unserem Wirtschaftssystem integriert und jeder, der dafür etwas tut, kann dies weitestgehend nur aus Idealismus machen. Diese Initiative soll freiwillig und ohne kommerziellen Hintergrund bestehen.

Da wir aber an den vielen anderen Ursachen, die fürs Insektensterben genannt werden, nur wenig machen können, nehmen wir uns dem an, was wir Landwirte direkt beeinflussen können. So wollen wir durch die Vernetzung dem entgegenwirken, was durch die Flurbereinigungen und den Rückgang der Anzahl an Landwirten sowie deren vielseitiger Produktionsrichtungen verloren ging. Wir wollen wieder ermöglichen, dass es überall auf unseren Fluren etwas gibt, das blüht und kurze Wege für Insekten schaffen, die keine große Distanzen überwinden können. Zudem sollen diese Streifen wieder vielseitigere und auch quantitativ mehr Nahrungsquellen ergeben.

Wir sind außerdem dabei, den Tieren wieder mehr Nist und Brutmöglichkeiten zu bieten, indem wir bestimmte Teile längerfristig aus der Produktion nehmen. Da dies aber auch wieder in einem starken Zielkonflikt mit der Lebensgrundlage für uns Landwirte steht, müssen wir herausfinden, wie wir dies langfristig gut lösen können.

Wie aber schon Gandhi sinngemäß sagte: wenn viele kleine Leute viele kleine Dinge tun, wird sich Großes bewegen.

Dafür ist es an der Zeit und Wir sind bereit dazu.

Ihre Blühende Alb Bauern

Bauern für Bienchen und Blümchen
Foto: Blühende Alb

Aktueller Stand

Aktuell beteiligen sich über 100 Landwirte an diesem Projekt, was für eine Vernetzung einer Blühfläche vom Lenninger Tal über die Alb bis Zwiefalten (Landkreis Reutlingen) sorgte. Diese Strecke von rund 40 Kilometern, mit einer Breite von 3 Metern, wird gleichzeitig von den Verbrauchern als Blühpaten unterstützt. Bei dieser Unterstützung kam bis Juli 2019 ein Spendenbetrag von 6.000 € zusammen.
Geplant: Führungen durch die Blühfelder, Anschaffung von Nistmöglichkeiten sowie Ausdehnung des Projektes auf weitere Ortschaften.

Blühstreifen Blühende Alb
Foto: Blühende Alb

Projektziele

1. Der Gemeinschaftssinn und eine Lebensmittelproduktion, die mit dem Wohl der Insekten in Einklang steht, stehen bei uns an erster Stelle

2. Vernetzung von einzelnen blühenden Streifen auch über Ortsgrenzen hinaus, um Entfernungen für Insekten zu verringern.

3. Nahrungsquellen für Insekten schaffen (insbesondere bei Nahrungsknappheit nach Ernte)

4. Verständnis für die Landwirtschaft schaffen (Imagegewinn) - Vereinbarkeit von moderner Landwirtschaft und Artenschutz

5. Freiwillige gemeinschaftliche Initiative von Landwirten für den Naturschutz (keine Pflicht)

6. Kein Kommerzieller Gedanke, Spenden (über Blühpatenschaften) ausschließlich für Saatgut, Saat, Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit

Blühstreifen
Foto: Blühende Alb

Langfristige Visionen

Wir möchten unter anderem die Homepage ausbauen, einen Facebook-Auftritt einrichten, im Sommer Führungen für Verbraucher anbieten,  mit Erklärungen zum Hintergrund der Blühstreifen. Weiterhin sollen im kommenden Jahr Nistmöglichkeiten für Insekten eingerichtet werden. Überjährige Blühstreifen sollen ebenfalls etabliert werden, um die Nistmöglichkeiten zu erhöhen und auch im Winter ein Nahrungsangebot zu gewährleisten.
Für den Erfolg der Aktion sind Beobachtungen wichtig, um herauszufinden, wo die Streifen die größte Wirkung entfalten und welche Mischungen besonders gut funktionieren. An dieser Stelle werden wir ein offenes Ohr für die Empfehlungen vom Landwirtschaftsamt, von Behörden und Wissenschaft haben. Das Projekt ist weiterhin offen für alle Landwirte und Naturbegeisterte, auch über Kreisgrenzen hinweg.

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Auf einen Blick

Projektname: Blühende Alb

Slogan: Bauern für Bienchen und Blümchen

Projektstart: März 2019

Projektende: hoffentlich noch lange nicht

Projektteam: Peter Werner, Thomas Pfeifle, Christoph Loser, Vera Pfeiffer & Thomas Eisert

Mitstreiter/Teilnehmer: Inzwischen über 100 Landwirte

Homepage: www.bluehende-alb.de

Kontakt: [email protected]