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Sonderpreis für Engagement auf kleinstem Raum 2020

Dass man selbst mit wenig Platz viel bewirken kann, beweist Daniela Berg auf ihrem 8 Quadratmeter großen Balkon in Berlin Mitte. Rund 8 Monate im Jahr erblühen darauf verschiedene heimische Wildpflanzen, die für Wildbienen und andere tierische Stadtbewohner ein üppiges Nahrungsangebot darstellen. Für dieses besondere Engagement mit grünem Daumen vergeben wir erstmals den #beebetter-Sonderpreis.

MEIN SCHÖNER GARTEN-Autorin Vanessa Engel

22.10.2020 - 20:58 Uhr

Lesezeit: 10 Min.
Daniela Bergs Balkon in Berlin Mitte

Daniela Bergs Balkon in Berlin Mitte

Foto: Privat/Daniela Berg
Inhaltsverzeichnis
Sonderpreis für Engagement auf kleinstem Raum 2020

Kurz & knackig

„Über 80 verschiedene heimische Wildpflanzen habe ich gezielt auf meinem Balkon angepflanzt, um Wildbienen und andere Tiere anzulocken“, erzählt Daniela Berg, Ärztin und Hobbygärtnerin aus Berlin. Seit drei Jahren befasst sie sich intensiv mit den Themen Artenvielfalt und heimische Pflanzenauswahl auf wenig Raum. "Mein Guru in Sachen naturnahes Gärtnern auf dem Balkon und Anlocken von tierischen Besuchern ist Reinhard Witt. Sein Buch "Das Wildpflanzen Topfbuch" hat mich inspiriert und mir die nötige Anleitung gegeben, ohne die mein kleiner Garten nicht annähernd so aussehen würde.“ Das angehäufte Wissen hat die #beebetter-Gewinnerin in ihrem Topfgarten umgesetzt und so mitten in der Hauptstadt ein kleines, blühendes Refugium erschaffen. Dieses Konzept hat schon drei ihrer Nachbarn überzeugt, sodass diese ihre jeweils rund 15 m² großen Terrassen nun ebenfalls wildbienenfreundlich bepflanzen.

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Doch damit nicht genug: „In meiner Wohnanlage habe ich zusammen mit ein paar gleichgesinnten Nachbarn einen Gartenclub gegründet, der sich seit drei Jahren regelmäßig trifft und den Innenhof unserer Anlage bienenfreundlich bepflanzt hat.“ Auf der umgestalteten Fläche gedeihen inzwischen über 140 verschiedene einheimische Wildpflanzen, deren Blüten wertvolle Nektar- und Pollenlieferanten für die Insekten der Umgebung sind.

Ausschnitt vom Bienenbalkon von Daniela Berg

Borrettschblüten mit dem Bienenbalkon von Daniela Berg im Hintergrund

Foto: Privat/Daniela Berg

Mit dem Ziel auch Leute außerhalb ihrer Nachbarschaft zu erreichen, teilt Daniela Berg ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Netz. Unter dem Benutzernamen @wasbluehtberlin erläutert sie auf Instagram anhand von Bildern und informativen Texten, wie man Terrasse oder Balkon so gestalten kann, dass das Ergebnis zugleich bienenfreundlich, wassersparend, pflegeleicht und noch dazu ästhetisch ansprechend ist. Ihre geposteten Fotos zeigen auch die unzähligen tierischen Balkonbesucher, die durch das vielfältige Pflanzenangebot angelockt werden. Gelegentlich berichtet die leidenschaftliche Gärtnerin außerdem von den Entwicklungen im gemeinschaftlichen Nachbarschaftsgarten und liefert somit viele Anregungen fürs Urban Gardening.

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Hummelbesuch

Foto: Privat/Daniela Berg
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​​​​​​​Beweggründe

Während des Lockdowns im Frühling verbrachte auch die Berlinerin viel Zeit zuhause und war froh über ihr kleines Idyll. "In den vielen Stunden, in denen ich auf Balkonien sitzen und mich an den Blumen und Insekten erfreuen konnte, kam ich auf den Gedanken, dass es mehr Naturbalkone geben müsste“, erinnert sich Daniela Berg. „Insekten, aber auch Vögel zieht es zunehmend in die Stadt, da ihr ursprünglicher Lebensraum, die Pflanzenvielfalt und somit wichtige Futterquellen zunehmend schwinden. Umso wichtiger ist es, dass wir Stadtbewohner erkennen, dass man selbst mit einem kleinen Balkon etwas zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kann“, so die #beebetter-Gewinnerin.

Blaumeise

Auch Blaumeisen steuern den üppigen Topfgarten gerne an

Foto: Privat/Daniela Berg

Viele Balkonbesitzer seien, ihrer Erfahrung nach, allerdings von üppigen Bepflanzungen eingeschüchtert und der Überzeugung, dass es mit einem nicht ganz so grünen Daumen leichter sei, bei Geranien zu bleiben. „Mit meinem Insta-Blog versuche ich diese Vorurteile zu beseitigen, indem ich vermittle, dass ein wilderer Topfgarten wesentlich einfacher, kostengünstiger und nachhaltiger ist als der traditionelle Baumarkt-Balkon, noch dazu ist das Ganze anfängertauglich.“

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Biene mitten im Flug

Foto: Privat/Daniela Berg
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"Der Antrieb, einen Balkon inmitten der Hauptstadt in ein Bienenparadies zu verwandeln, wurzelt zum einen in der Liebe für die Natur und das Gärtnern, zum anderen auf der Erkenntnis, dass man etwas für die Umwelt tun muss. Und zwar nicht erst in 20 Jahren, sondern jetzt!" Schon als Jugendliche habe sie den Drang gehabt, die Welt zu verbessern, weshalb Daniela Berg schließlich Medizin studierte und seit nunmehr sechs Jahren Ärztin ist. Wenngleich sie ihre Arbeit liebe und sich keinen anderen Beruf vorstellen könne, sei sie bezüglich der Auswirkungen, die ihre Tätigkeit tatsächlich habe, inzwischen etwas realistischer. „Doch mit mindestens demselben Maß an Leidenschaft wie für meine Arbeit, gehe ich auch an das Projekt "Was blüht Berlin" heran und bin davon überzeugt, dass ich auf diesem Weg einen kleinen Beitrag zur Weltverbesserung und gegen das Insektensterben leisten kann.“

Töpfe über Töpfe auf dem Balkon

Töpfe über Töpfe mit unterschiedlichsten balkon- und bienenfreundlichen Wildpflanzen

Foto: Privat/Daniela Berg

Beschreibung

Auf einer Fläche von 8 m² gedeihen bei Daniela Berg allerlei blühende Wildpflanzen, an denen sich die Wild- und Honigbienen sowie unzählige andere Tiere der Stadt laben können - und an dessen Bepflanzung sich so mancher Balkongärtner ein Beispiel nehmen kann. Neben Gemüsepflanzen wie Tomaten wachsen in Töpfen, Kübeln und Kästen blühenden Kräuterklassikern wie Thymian, Schnittlauch, Rosmarin, Oregano, Minze und verschiedenen Salbei-Sorten. Dazu gesellen sich bienenfreundliche Blüher wie Natternkopf, Flockenblumen, Glockenblumen, Skabiosen und Nelken. Auch eine Winter-Heckenkirsche und Schlehdorn findet man auf dem prächtigen Stadtbalkon.

Einen Teil der Pflanzen hat die Balkongärtnerin selbst aus Samen aufgezogen, der Rest stammt aus zertifizierten Wildpflanzen-Gärtnereien. "Abgesehen von wenigen Bio-Düngergaben für die Tomate und etwas Wurmhumus für manche Pflanzen im Frühjahr, verwende ich keinen Dünger und verzichte auf Pflanzenschutzmittel oder torfhaltige Erde."

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Grün und bunt statt grau

Foto: Privat/Daniela Berg
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An einer Mauer ist ein Insektenhotel aus einem Holzklotz befestigt, zusätzlich stehen nistenden Wildbienen markhaltige Stängel von Himbeeren und Sommerflieder zur Verfügung, die vertikal ans Balkongitter gebunden wurden. Mit dem Rückschnitt der Kübelpflanzen wartet die Bienenhelferin bis zum Frühjahr und lässt das Schnittgut im Anschluss noch eine Weile liegen, damit die darin nistenden Insekten ihre Unterkunft allmählich verlassen können. Im Sommer laben sich an der Vogeltränke neben den Piepmätzen auch die Wespen gerne, während Bienen eher die Wasserschale ansteuern, in der Steine als Landeplatz dienen.

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Nisthilfe aus Holz

Foto: Privat/Daniela Berg
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Weitere Pläne & Ziele

„Auf meinem Instagram-Blog erscheint fast täglich ein Foto mit Informationen oder Tipps zu einer bestimmten Wildpflanze, zum Gärtnern auf dem Balkon oder im Naturgarten. Dieses Konzept möchte ich zukünftig weiterführen, den Fokus aber mehr auf Naturbalkone für Anfänger legen“, erzählt Daniela Berg. Damit hofft sie möglichst viele Leute erreichen zu können, die bisher noch kein Interesse am Wildbienenschutz hatten, sich aber ein grünes Wohnzimmer wünschen. „Ich möchte Gartenneulingen das Konzept vom pflegeleichten Wildpflanzenbalkon nahelegen, der Wildbienenschutz soll dabei selbstverständlich sein und automatisch passieren.“

Für ihr bienenfreundliches Engagement auf kleinstem Raum erhält Daniela Berg den #beebetter-Sonderpreis 2020 und ein zweckgebundenes Preisgeld in Höhe von 1000 Euro. Da ihr Balkon bereits explodiere und die Pflege des Innenhofs von der Eigentümergemeinschaft getragen werde, brauche sie das Geld nicht für sich selbst. Stattdessen möchte die Preisträgerin damit etwas Neues auf die Beine stellen. „Das Spreeufer in Berlin soll in den nächsten Jahren mit einem Radweg ausgebaut werden und Anwohner, die dort leben, können sich bei der Gestaltung der Grünflächen einbringen. Wenn ich dort einen Teil bepflanzen darf, werde ich dafür Wildpflanzen aus regionalen Gärtnereien kaufen.“

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Schlehe in voller Blüte

Foto: Privat/Daniela Berg
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Eine weitere Möglichkeit, das Preisgeld sinnvoll einzusetzen, wäre das Bepflanzen der Verkehrsinseln in Berlin Mitte. „Teilweise wurden die bereits wildbienenfreundlich bepflanzt, es gibt aber noch viel Luft nach oben", sagt die erfahrene Wildgärtnerin und ergänzt: "Daher würde ich einen Antrag bei der Stadt Berlin stellen, um beispielsweise die leere Verkehrsinsel am Moritzplatz mit regionalem Saatgut zu begrünen.“

Sollte beides nicht klappen, möchte die Stadtgärtnerin mit dem Preisgeld Wildpflanzen oder Saatgut kaufen und daraus Pflanzen großziehen, um sie als Starter-Pakete an Freunde und Kollegen verschenken zu können.

Daniela Berg auf ihrem Balkon

Daniela Berg auf ihrem Balkon

Foto: Privat/Daniela Berg

Weitere Infos & Bilder

Rund 80 verschiedene heimische Wildpflanzen blühen bei der #beebetter-Gewinnerin etwa 8 Monate im Jahr auf einem 8 Quadratmeter großen Balkon in Berlin Mitte - ein wahres Bienenparadies. Wer mehr über den bienenfreundlichen Balkon und das Gärtnern mit Wildpflanzen auf kleinstem Raum erfahren möchte, kann Daniela Berg auf Instagram folgen. Dort findet man sie unter dem Namen @wasbluehtberlin.